NORBERT JACQUES

1921 erfand er Dr. Mabuse, den dämonischen Spieler mit Karten und Menschen, der als repräsentative Horrorfi gur der Infl ationsjahre in die Weltliteratur eingehen sollte. Aber Jacques’ literarisches Schaffen beschränkte sich nicht aufs Krimigenre. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts galt er als führender deutschsprachiger Exotist. In einer Zeit, die den modernen Massentourismus noch nicht kannte, bereiste er perZug, Jeep, Hausboot, Pferd, Dampfschiff oder Frachtensegler alle belebten Kontinente wie Ozeane und schrieb darüber faszinierende Reportagen und Erzähltexte.

 

Vor 100 Jahren unternahm er eine Reise um den Globus, die 480 Tage währte und unauslöschliche Eindrücke vermittelte. Aus all dem bietet der Band eine reizvolle Auswahl. Auch der subtile Schilderer regionaler Schicksale in Luxemburg und am Bodensee ist nicht vergessen, ganz zu schweigen vom humorvollen Schwelger in pantagruelischen Genüssen.

SAMMLUNG BÜCHERTURM versteht sich als moderne Klassikersammlung der Großregion Saar-Lor-Lux-Elsass. Ab Band 12 erscheint sie, herausgegeben von Günter Scholdt, im Rahmen von MELUSINE. Literarische Gesellschaft Saar-Lor-Lux-Elsass e. V.

»Er ist einer der anonymen Prominenten der deutschen Literatur im 20. Jahrhundert. Seine Romangestalt Dr. Mabuse ist weithin bekannt, doch dass der Deutsch-Luxemburger Norbert Jacques ihr literarischer Vater ist, wissen die wenigsten; nicht zuletzt weil man mit der Figur eher den dämonischen Filmbösewicht verbindet. Kurioserweise ist damit etwas im kollektiven Gedächtnis geblieben, was den Autor bei der gehobenen literarischen Klasse seiner Zeit eher in Misskredit brachte, denn bis 1920 rechneten ihn Autoren wie Musil, Dehmel oder Fritz von Unruh zu den Ihren, schrieben Kritiker wie Monty Jacobs oder Alfons Paquet lobende Rezensionen über den S.Fischer-Autor Jacques.

 

Nun liegt als Band 12 der »Sammlung Bücherturm« ein Jacques-Lesebuch von mehr als 500 Seiten vor. Der Jacques-Band »Aus fünf Kontinenten« ist ein neuerlicher Beweis, der uns beim Lesen die Fragwürdigkeit vor Augen führt, nach welchen »Gesetzen« sich literarische Kanonbildung vollzieht. Denn wir finden in diesem Buch Texte eines Autors vor, der Beobachtetes in Stimmungen umzusetzen vermag, die den Leser nicht bloß oberflächlich fesseln. Und dies unabhängig vom Betrachtungsobjekt – ob als Regionalist, der die Verhältnisse in den kleinen Räumen (Luxemburg, Bodensee) ungemein nacherlebbar macht, als Porträtist, der ins Seelenleben seiner Gestalten ebenso einsteigt wie in dessen Emanationen, oder als Reiseschriftsteller, der in (fast) allen Kontinenten war und uns Eindrücke vermittelt, die dermaßen plastisch sind, dass ein Film mit seiner naturalistischen Unmittelbarkeit Schwierigkeiten hätte, mitzuhalten.«

Veranstalter


Villa Lessing e.V. in Kooperation mit dem Röhrig Verlag

Mitwirkende:

Einführung in das Werk:

Prof. Dr. Günter Scholdt

 

Es liest:

Dr. Dirk Walter

 

Bildpräsentation:

Volker Schütz

Downloads


Einladung Anmeldung

Der Villa Lessing Newsletter